Der Start unserer heutigen Tour verlangte uns diesmal eine große Portion Motivation ab, den inneren Schweinehund zu überwinden. Der Wetterbericht war diesmal nicht unser Freund, denn es wurden bereits im Vorfeld kalte Temperaturen mit Regen und viel Wind angekündigt. Bekloppt wie wir aber nun mal sind, ließen wir uns davon nicht abhalten und trafen uns pünktlich um 9:00 Uhr an dem von uns im Vorfeld ausgesuchten Treffpunkt kurz vor der Maasmündung. Hier ereilte uns, neben den stürmischen Böen, der erste Schock: Der Einstieg war nicht zugänglich und die Niers wurde an dieser Stelle von zwei “Übergängen” versperrt. Leider konnten wir uns diese Situation nicht genauer anschauen, da wir keinen Zugang zu diesem Grundstück hatten. Was tun, Sprach Zeus und so schauten wir über Google, wo entlang der Niers der nächste Einstieg für uns wäre. Der Empfang war gut und eine neue Einstiegsmöglichkeit schnell gefunden. Also ab ins Auto und ein paar hundert Meter zurück in das nächste Dorf, nach Gennep. Hier fanden wir, relativ schnell, einen guten Einstieg mit angrenzender Parkmöglichkeit. Nur „relativ“ schnell, da auch in den Niederlanden Karneval gefeiert wird und das ganze Dorf in Feierstimmung war und somit einige Straßen gesperrt waren.

Nachdem wir unseren (sogar kostenlosen) Parkplatz gefunden hatten, erkundeten wir erst einmal den Einstieg bzw. späteren Ausstieg. Überraschender Weise war dieser befestigt und vom Wasser aus über eine solide Leiter gut erreichbar. Lediglich die Entenkacke auf der hölzernen Promenade machte das ganze etwas rutschiger. Aber das war ja erst ein Thema für unsere spätere Ankunft. Also ein Auto abgestellt, das Material für die Ankunft deponiert und ab um Ausgangspunkt nach Goch.

Wir konnten die Parkmöglichkeit in Goch an der Nierswelle wie beim Ziel der letzten Tour nutzen. Hier konnten wir erneut direkt am Einstieg parken. Es kostete zwar eine kleine Parkgebühr von ca. 2,50€ (wir paddelten an einem Samstag = Werktag), aber dies war uns der kurze saubere Weg, um alles entspannt aufbauen zu können, allemal wert. In dem Vorwissen der letzten Woche direkt richtig geparkt und der frühe Vogel findet einen Parkplatz. Nach dem Aufbau mussten wir unsere Stand Up Paddle Boards lediglich 40 Meter bis zum Wasser tragen und konnten ganz entspannt, sowohl über eine Stufe also auch via Ponton aufs Wasser gelangen. Anzumerken ist, dass es über die Stufen sehr viel sauberer war, da das Ponton auch ein illegaler Ententreff ist.

Unsere warmen Klamotten machten sich direkt vom Start an bemerkbar. Leichte Windböen, Nieselregen und kühle Temperaturen machten uns wieder deutlich, wie sinnvoll doch eine Investition in einen Trockenanzug und gute Funktionswäsche war.  Wir paddelten entspannt mit der Strömung und entschieden uns bei der ersten Gabelung für den rechten Weg um den Stadtpark herum. Diese Seite sind wir vorher selbst noch nie gepaddelt und waren überrascht, wie schön auch diese Seite von Goch ist. Weiter führt uns der Lauf der Niers durch Goch und schließlich am Hochgrab von Otto II. von Geldern vorbei, welches sich im Kloster Graefenenthal befindet. Er war der Graf von Geldern von 1229 bis 1271 und hauptsächlich verantwortlich für die Gründung der Städte Geldern, Goch, Roermond, Emmerich und Arnheim. Der Besuch seines Grabes ist somit definitiv einen Besuch wert, da es einen interessanten Kontrast zwischen Vergangenheit und Gegenwart bietet und man gut beobachten kann, wie sich die Städte seit ihrer Gründung verändert haben.

Danach ging es auf die weite Flur mit der Niers Richtung Niederlande. Unter einer ehemaligen Eisenbahnbrücke hindurch an Niersaltarmen und Mühlenteichen vorbei parallel zum Nierswanderweg Hervorst. Die wunderschönen renaturierten Teilstücke der Niers paddelten wir, trotz des useligen Wetters, immer weiter mit der Strömung vorbei an offenen Feldern, Waldstücken und weiteren Renaturierungen. Mit etwas Aufmerksamkeit konnten wir neben der Flora auch die Fauna beobachten. Ein Storchenpaar war auf Futtersuche und die Biber hinterließen ihre Spuren selbst an den dicksten Bäumen. Dies hat uns ziemlich beeindruckt und wir spekulierten schon darüber, ob wir hier demnächst überhaupt noch paddeln können. Auch die starken Windböen stellten uns immer wieder vor Herausforderungen. Die weiten Felder boten kaum Schutz und wir freuten uns über jeden Strauch, der ein wenig den Wind abhielt.

Auch sahen wir am Ufer einen Kajakfahrer, der den Temperaturen zum Trotz die Nacht im Zelt schlief. Wir wollten ihn nicht wecken und paddelten leiser weiter.

Im Spargeldorf Kessel angekommen kam eine große Überraschung. Wir durften nicht auf der Niers weiter paddeln, denn das Schild am Ausstieg zeigte eindeutig an, dass das Befahren des folgenden Teilstücks der Niers verboten ist. Was nun? Wir hatten uns im Vorfeld erkundigt und auch vor Ort noch im Internet recherchiert. Nirgendwo fanden wir einen entsprechenden Hinweis. (Mittlerweile haben wir herausgefunden, dass die Niers so wie wie alle Flüsse niederländischer Seite, die keine öffentliche Wasserstrasse sind, gesperrt sind. Um Strafen zu vermeiden, kann man entsprechende Befahrungsgenehmigungen anfragen!) Nun standen unsere Autos ziemlich weit weg und ein Taxi würde uns nur weiterhelfen, wenn wir aufgeben wollten. Nach einem Blick auf die digitale Karte klemmten wir uns unsere Boards unter die Arme und marschierten auf einem Hunde-Trampelpfad parallel zur Niers. Und glaubt uns: Es waren schon ein paar Meter, so knapp 1.000! Hier sahen wir dann auch, warum zumindest der hintere Teil der gesperrten Strecke verboten war: Die Kläranlage.

Nachdem wir diese passiert hatten (hier hätten wir uns die Rollen für die Inntal-Fins gewünscht, die zu Hause in der Garage lagen), konnten wir wieder aufs Wasser. Der Einstieg hier war etwas höher, hat aber im Teamwork gut funktioniert. Für unsportliche Menschen ist dieser Einstieg definitiv nicht geeignet!! Danach glitten wir weiter durch das Naturschutzgebiet Mühlenbruch und konnten die Landschaft und die Ruhe genießen. Alleine auf dem Wasser ohne Reden ist ab und zu auch mal ganz schön, oder? Ohne es zu merken, überquerten wir die deutsch-niederländische Grenze und paddelten weiter durch die gefühlt endlose Landschaft. Der Wind pfiff uns immer noch mit starken Böen um die Ohren, aber die leichte Strömung der Niers half, zumindest gefühlt, ein wenig.

Plötzlich sah Lars durch die Bäume ein älteres, gruseliges Gebäude schimmern. Dies erinnerte ihn irgendwie spontan an die Netflix-Serie Wedensday. Zack, schnell ein Foto gemacht. Bei der späteren Recherche stellte sich heraus, dass es sich bei diesem Gebäude um das Roepean Podium , eine kleine Eventlocation, handelt. Das Programm haben wir uns auch mal angeschaut und es scheint interessant zu sein. Wir werden das beobachten.

In der letzten Kurve vor Gennep, kurz vor der Mündung in die Maas, sahen wir wieder etwas mehr Zivilisation und auf der rechten Seite ist ein wunderschön gestaltetes Baumhaus. Den Flaschen im Fenster zu urteilen, wird hier regelmäßig gefeiert. Ein sehr schöner Ort. Der Wind pfiff weiter in unsere Richtung und die letzten paar hundert Meter sollten noch einmal kräftig unsere Kondition testen. Letztendlich kämpften wir uns aber gegen den Wind durch, denn mit dem Ziel und somit einer Portion niederländischer Pommes vor Augen, wurden die letzten Kräfte entfacht.

Die letzten Meter vor dem Ausstieg wurden übrigens auch dadurch erschwert, dass man schon weit über die Felder Karnevalsmusik hören könnte…und zwar sehr laut. Nun ja, da mussten wir nun durch und waren froh, dass wir nach unserer Ankunft ganz entspannt über die gut befestigten Leitern in Gennep aus dem Wasser klettern konnten. Wir erinnern uns: Der Steg und die Entenkacke! Hier trugen wir dann ganz vorsichtig und im Zickzack unsere Boards bis zum Auto. Keiner von uns wollte ausrutschen und danach sich und sein Board putzen!

Gennep ist übrigens ein hübsches Dorf mit einer niedlichen Innenstadt, einigen Kunstwerken und Mahnmalen und den Sint-Martinustoren einem hübschen Kirchturm mit einem alten Friedhof. Gennep ist übrigens auch ein Teil der Archeo Route Limburg. Hier kann man mit seinem Handy auf Schatzsuche gehen und die wunderschöne niederländische Provinz erkunden. Die niederländische Gemeinde mit ca. 17.000 Einwohnern besitzt ein sehr ansehnliches Rathaus. Im Mittelalterlichen Ortskern ist nach wie vor die ehemalige Stadtmauer zu sehen und auch sonst bietet die mit dem Ehrentitel „Reformationsstadt Europas“ ausgezeichnete Stadt einige historische Sehenswürdigkeiten.

Nachdem wir alles wieder im Auto verpackt und uns umgezogen hatten, freuten wir uns auf die leckeren Pommes und gingen in die Innenstadt. Leider tobte hier eine riesige Karnevalsparty und es liefen plötzlich Menschenmassen um uns herum. Mit unseren Klamotten sahen hier zwar irgendwie auch verkleidet aus (Modell gerade von der Couch gekommen), jedoch waren wir platt und nach der Ruhe war diese Lautstärke definitiv zu viel für uns. Somit gingen wir wieder zurück zum Auto und fuhren Richtung Goch, um das andere Auto zu holen. Auch auf dem Weg dorthin hatten wir kein Glück mit dem Essen. Alle Pommesbuden hatten noch geschlossen – wir waren einfach zu früh.

In Goch angekommen packten wir unsere Sachen um und fuhren zurück nach Hause. Unser Fazit zur Niers, welche wir nun fast komplett abgepaddelt haben, ist eindeutig: sie ist landschaftlich sehr abwechslungsreich und kann sehr gut in Teilstücken befahren werden. Die Niers ist sowohl für Anfänger als auch für Fortgeschrittene geeignet. Je nach Jahreszeit muss man jedoch darauf achten, welche Finne man sich unter sein SUP schraubt! Wir empfehlen durchgehend Fluss- oder Klappfinnen. Diese ersparen euch sicherlich die eine oder andere „ruckelige“ Überraschung.

Wir freuen uns schon auf die weiteren Touren, wie zum Beispiel, Amsterdam, Sevilla, Gent, Leiden und Den Haag.

 

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