Amsterdam ist immer eine Reise wert. Wenn man die schöne Stadt dann auch noch vom Wasser aus erkunden kann, schlägt man gleich zwei Fliegen mit einer Klappe. Zum einen kann man die faszinierende Stadt und deren bezaubernde Architektur fast ohne Stress erleben,  zum anderen auch direkt den Weihnachtsspeck abtrainieren. Richtig, wir paddeln nicht im Sommer, sondern „zwischen den Tagen“. Dies hat natürlich, neben unseren vielen verrückten Ideen, auch einen Hintergrund. Nachdem wir zwei Jahre lang nicht am Amsterdam Lightning Festival teilnehmen konnten, wollten wir dies in diesem Jahr nachholen. Schnell fand sich eine Gruppe kälteresistenter Helden, die sich mit (natürlich) entsprechender Ausrüstung auf die eisigen Fluten wagten. Wie es aber immer so kommt, gab es einige „kleine“ Herausforderungen. Leider durften wir nicht nachts paddeln, da dies durch den Veranstalter das Amsterdam Lightning Festival aus Gründen der Sicherheit verboten wurde. Nachdem wir den Tag auf den Grachten mit einigen Ausflugsschiffen verbracht hatten, können wir dieses Verbot übrigens sehr gut nachvollziehen.

Somit planten wir eine Tagestour, um dann abends das Amsterdam Lightning Festival zu Fuß erleben zur können. Nach der Vorbereitungszeit im November, wo wir Teilnehmer und Fahrgemeinschaften koordinierten (je weniger Autos desto besser – der Umwelt zuliebe!), reisten wir am Tag der Tour in Amsterdam an.

Amsterdam ist bekannt dafür, dass Parkplätze in der Innenstadt utopisch und auch sehr kostspielig sind. Da wir ja möglicherweise wassernah parken wollten, gab es für uns nicht viele sinnvolle, bezahlbare Möglichkeiten. Nach einiger Recherche in verschiedenen Foren, wie z. B. SUPScout, hatten wir uns für das Parken an der Messe RAI entschieden. Dies hatte für uns den Vorteil, dass wir nur einen sehr kurzen Weg zum Wasser hatten, wir uns trocken und überdacht umziehen und die Boards aufpumpen konnten. Des Weiteren gab es laut Internet ein P&R-Angebot, mit welchem wir nach unserer Tour ganz entspannt mit dem Bus in die Innenstadt zum Amsterdam Lightning Festival fahren konnten.

Laut Internet…ist manchmal leider dann doch nicht so, wie es in der Realität ist. Leider wurde dort (auf der Seite des Parkhauses) nicht erwähnt, dass an bestimmten Tagen (z.B. auch zwischen den Tagen) das P&R-Angebot sowie die vergünstigten Park-Tarife nicht gelten. Somit mussten wir gleich zweimal in den sauren Apfel beißen. 28€ für ein Park-Tagesticket sind definitiv nicht ohne, jedoch wenn man sich diese Kosten je Fahrgemeinschaft teilt, hält sich das Ganze auch in Grenzen – denn es lohnt sich auf jeden Fall.

Unser Tipp: Im Vorfeld noch genauer nach Sonderregelungen schauen und auch mal direkt beim Betreiber nachfragen (und nicht nur auf die Homepage vertrauen), wann die P&R-Aktionen möglich sind!!

Wir parkten im P4 am Messegelände. Dieser ist sehr gut von der Autobahn erreichbar und bietet auch Teilnehmern, die nicht am Vorabend angereist sind, ausreichend Parkmöglichkeiten. Nachdem das erste Team, welches am Parkhaus ankam, das Auto abgestellt hatte, wurde das Parkhaus erkundet und die Stand Up Paddle Boards aufgeblasen. Hierbei stellte sich heraus, dass wir auf der anderen Seite des Parkdecks den kürzesten Weg zum Wasser hatten. Somit packten wir die bereits aufgeblasenen Boards in einen offenen Kofferraum und fuhren mit dieser Combo, unter den belustigten Blicken der anderen Touristen, auf die andere Seite des Parkdecks. Eine gute Entscheidung, denn so sparten wir ca. 150m tragen und die Toiletten waren näher. Diese sind übrigens ein wichtiger Faktor, denn wenn man einmal im Trockenanzug eingepackt ist, wird es etwas aufwendiger…Somit ist ein weiterer Pluspunkt für diese Parkmöglichkeit die kostenlose Toilettennutzung. Diese waren übrigens sehr sauber und man fühlte sich nicht wie bei einem Open-Air-Event, nachdem die erste Horde vorher dort war.

Nachdem wir unseren finalen Parkplatz bezogen haben, trafen nach und nach die letzten Teilnehmer der Tour, Pety und Uwe, ein. Eine Anreise aus Werther bei Bielefeld, Mönchengladbach oder Münster ist schließlich auch schon eine Strecke, oder? Nach und nach bereitete jeder sein Equipment für die Tour vor, die Boards der Nachzügler wurden aufgepumpt und es wurde gemeinsam gefrühstückt. Dann gab es eine kleine nachträgliche Weihnachtsfeier-Überraschung von Lars: Wasserdichte Rucksäcke von Monsterando, die hervorragend für City-Touren geeignet sind. Alle Teilnehmer freuten sich riesig und wir freuen uns auf viele schöne Bilder mit den schicken Rucksäcken.

Die Wetterverhältnisse an diesem Tag sahen im Vorfeld nicht ganz so ideal aus – leichter Nieselregen und starke Böen. Nieselregen ist mit Trockenanzügen, warmen Handschuhen und Mützen eigentlich kein Problem – darauf waren wir auch vorbereitet. Die Böen würden uns später (wir fuhren mit Rückenwind los) noch sehr herausfordern, aber wie sagt man „Es gibt kein schlechtes Wetter…“

Nachdem alle „Einsatzbereit“ waren, machten wir uns gemeinsam auf dem Weg zum Wasser. Hierfür mussten wir aus dem Parkhaus raus, einmal über einen kleinen Weg um das Gebäude herum und erreichten dann ein kleines Becken, welches in das Grachtennetz eingebunden ist. Die Strecke vom Auto zum Einstieg waren somit keine 200 Meter.

Der Einstieg an sich ist befestigt und über eine durchgehende Stufe (ca. 50cm) konnte man großflächig aufs Wasser gelangen. Sowohl mit der Paddelbrücke als auch aus dem Sitzen heraus eine leichte Aufgabe für fortgeschrittene SUPer.

Tipp: Am Einstieg schwammen sehr viele Enten, die ihren Unrat dort großzügig verteilten. Da wir  leider nasses Wetter hatten war es stellenweise etwas rutschig und auch dreckig. Wir haben für sowas immer einen alten Lappen dabei. Aus unserer Erfahrung ist einmal kurz wischen weniger Arbeit als später die Kacke vom Board zu waschen!

Auf dem Wasser angekommen ging es mit Rückenwind Richtung Innenstadt. Hier zeigte sich ziemlich schnell, welchen Charme Amsterdam besitzt. Wir glitten auf einem schmalen Kanal vorbei an kleinen Gärten, die zu teilweise wunderschönen Häusern gehörten. Allein für das Teilstück bis zur Innenstadt lohnt sich die Tour schon (wenn man auf Architektur steht). Die Strecke bis zur Innenstadt ist grob zwei Kilometer lang und sehr abwechslungsreich. Zwischendurch gehen einige Grachten ab, welche wiederum interessante Einblicke gaben. Eigentlich bräuchte man viel mehr Zeit, um auch diese zu erkunden.

Auf dem Teilstück merkten wir direkt, ob wir uns warm genug angezogen hatten. Manchmal ist man aber auch zu warm angezogen. So musste Eva nach einer geeigneten Anlegestelle suchen, um das doppelte Paar Socken auszuziehen. Das war aber aufgrund der grachtenerfahrenen Holländer kein Problem. Am Ende unseres Kanals angekommen befindet sich linker Hand das Riksmuseum. Ein wirklich faszinierendes Gebäude, welches wir gerne besichtigt hätten. Aber auch hierfür reicht bei einer Tagestour leider die Zeit nicht, zumal man sich dort auch im Vorfeld online anmelden sollte, um längere Wartezeiten zu vermeiden.

Vom Blick der schönen Häuser verzaubert wurden wir leider ganz schnell in die Realität zurückgeholt. Das, was uns von Amsterdam-Touren in der Sommersaison immer abhält, ist auch in den Wintermonaten eine Herausforderung. Die Ausflugsboote sind keine Feinde der Paddler, nehmen aber definitiv auch keine Rücksicht auf diese. Somit heißt es Augen auf, vorausschauend fahren und hier und da auch mal warten. Dann kommt man eigentlich ohne größere Herausforderungen durch die Stadt. Jedoch sollte man auch bei parkenden Ausflugsbooten einen respektablen Abstand einhalten, denn deren Seitenstrahlruder sind für SUPer sehr tückisch. Lars wäre bei einer solchen Begegnung fast ins Wasser gefallen, als ihm sein Stand Up Paddle Board quasi unter den Füßen weggerissen wurde. Glück gehabt durch Routine!

Da wir nun hier und da immer wieder in die unterschiedlichen Grachten abbogen, hatten wir den Wind (Böen bis zu 50km/h) nun nicht mehr immer im Rücken, sondern auch von der Seite und von vorne. Durch den leichten Nieselregen im Gesicht wurde es dann hier und da zwischendurch schon richtig kalt. Wer jedoch Handschuhe und eine warme Mütze anhatte, der konnte darüber nur müde lächeln. Vorbei am Hard Rock Café, durch viele kleine und größere Kanäle erkundeten wir den dem Innenstadtbereich der wunderschönen Stadt. Man kam aus dem Staunen über die wunderschönen alten Gebäude gar nicht mehr heraus. Auch haben die Niederländer das Talent, neue Architektur mit der alten so zu verbinden, dass es harmonisch ist – Wunderschön und muss man einfach gesehen und vor allem erlebt haben!

Tipp: Wenn ihr selbst durch Amsterdam cruisen wollt, achtet bei den Übergängen zu den verschiedenen Grachten darauf, dass ihr vielleicht erst einmal einen vorsichtigen Blick in die Nächste werft. Schaut nach, ob da nicht gerade Ausflugsschiff auf euch zukommt oder von der Seite kreuzt. Wir Paddler sind da sehr viel flexibler und wendiger und die langen „Pötte“ reagieren eher träge und können nicht so schnell reagieren oder gar bremsen. Ein Halt an der Seitenwand tut keinem weh, vermeidet unangenehme Situationen und ermöglicht es auch, dass einer für die Truppe kurz warme Getränke (DANKE UWE) holen geht, während die anderen auf sein Board aufpassen.

Bitte fahrt hier vorausschauend, denn wir sind die Schwächeren!

Gemütlich paddelten wir weiter durch die Grachten der Innenstadt, bewundern die vielen Gebäude und führten natürlich nette Gespräche untereinander. In diesem Fall kannten wir uns bereits alle von früheren Touren. Neue Mitpaddler sind aber immer herzlich willkommen und gewünscht! Immer wieder kommen wir hier und da an prägnanten Orten der Stadt, z. B. dem Bloemenmarkt vorbei. Am Ende unserer Route kommen wir wieder am Riksmuseum an, wo wir dann wieder auf unsere Gracht Richtung RAI einbogen.

Wir erinnern uns: Auf dem Hinweg gab es Rückenwind und dies bedeutete für uns nun: Gegenwind mit sehr starken Böen mitten ins Gesicht. Man muss ehrlich sagen, dass alle Teilnehmer an diesem Tag über sich hinausgewachsen sind, denn teilweise fuhren wir trotz voller Kraft voraus einfach nur rückwärts. Es war wirklich hart und am Ende hatten wir knapp 14 Kilometer auf der Uhr, die sich dank des Gegenwinds wie 35km anfühlten. Dies sind natürlich keine alltäglichen Bedingungen, jedoch waren wir alle am Ziel ziemlich platt und wollten nur noch zwei Dinge: Umziehen und Essen.

Draußen hatte es angefangen zu Regnen und wir waren wirklich froh, uns trocken im Parkhaus neben unseren Autos umziehen zu können. Wir konnten in aller Ruhe das Material sauber machen, einpacken und auf die Toilette gehen. Allein dafür haben sich die doch sehr hohen Parkgebühren gelohnt. Nachdem alle umgezogen waren und das gesamte Equipment sicher verstaut war, wurde ganz schnell klar, dass alle nur noch was essen wollten und das Amsterdam Lightning Festival eher zur Nebensache wurde – der starke Wind hatte wirklich alle gefordert!

Da sich einige ein Andenken im Hard Rock Café holen wollten, war die Wahl der Essenslocation schnell klar. Somit gingen wir die knapp 2 Kilometer zu Fuß (P&R fiel für uns ja raus) zum Restaurant. Hier passierte uns dass, womit mir leider nicht gerechnet hatten: Auf Grund einer Firmenfeier konnten wir dort nicht essen – geschlossene Gesellschaft. Hier hätte ein Anruf im Vorfeld sicherlich einiges an Weg gespart. Aber die vielen netten Gespräche entschädigten auch diese Wege. Zumindest konnten Doris und Eva die Souvenirs kaufen. Glücklicherweise fanden wir schnell freie Plätze in einem angrenzenden Restaurant, wo wir in sehr geselliger Runde gemeinsam gegessen haben. Gerade das mach aus unserer Sicht das Besondere eine solchen Tour aus, oder?

Danach ging es dann die 2 Kilometer zurück zum Parkhaus, nicht jedoch ohne noch kurz in einen niederländischen Supermarkt reinzuspringen, um einige Spezialitäten für die Daheimgebliebene und die Rückfahrt einzukaufen. Im Parkhaus angekommen verabschiedeten wir uns und machten uns müde und geschafft auf die Rückreise zu den unterschiedlichen Heimatorten.

Nachwort: Amsterdam ist aus unserer Sicht nicht unbedingt für Einsteiger geeignet. Man sollte zum einen eine gute Grundkondition besitzen, denn 14 Kilometer sind schon fast das Minimum. Zum anderen sollte man sehr sicher auf dem Board stehen und wenden können, um auf Überraschungen durch Ausflugsschiffe oder anderen Schiffsverkehr (in der Hauptsaison ist es dort fast wie auf der Autobahn) sicher reagieren zu können.

Wer es etwas entspannter aber mindestens genauso schön haben möchte, kann gerne bei unseren Touren durch andere holländische Städte, wie z. B. Utrecht teilnehmen.

 

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