Unser Ausflug nach Leiden war bisher derjenige mit der längsten Vorbereitungszeit. Bereits im Winter 2019/2020 hatten wir Leiden auf unserer Liste und wollten im Frühjahr 2020 die wunderschöne Stadt mit 20 motivierten Paddlern erkunden. Leider machte uns hier Corona einen Strich durch die Rechnung. Durch neue Entwicklungen, unter anderem auch der Ausbau unserer SUP-Schule am Hariksee und diversen weiteren Lockdowns, mussten wir dieses Herzensprojekt leider immer wieder verschieben.
Leiden ist …
Nun war es endlich soweit und im Frühjahr 2023 konnten wir nun endlich unserer Tour mit einer netten Truppe durch Leiden starten. Damit wir auch möglichst viel von der wunderschönen Stadt erleben können, haben wir unseren Tag vor Ort zweigeteilt. Am Vormittag wollten wir den Aussenring, dem Nieuwe Rijn, paddeln, welche mit einem unkomplizierten Umstieg auch für Einsteiger sehr einfach zu handhaben ist. Für die Route durch die historische Innenstadt haben wir uns einen Local Guide gebucht, um auch die kleinen Oasen der Stadt entdecken zu können. Hierzu aber später mehr.
Um auf den Nieuwe Rijn zu gelangen starteten wir jedoch auf dem Oude Rijn. In der Innenstadt, sind die Parkplätz, wie in jeder touristischen Stadt, rar und teuer. So parkten wir etwas ausserhalb und nahmen die längere Tour in die Innenstadt in Kauf, konnten somit aber kostenlos parken und hatten einen guten Einstige in Sichtweite. Der Oude Rijn ist übrigens ein Binnengewässer, das früher mal ein Teil des Niederrheins war. Leiden ist übrigens eine Partnerstadt von Krefeld ist also gleich mehrfach mit der deutschen Region Niederrhein verbunden. Verbindung ist auch ein gutes Stichwort, denn die Innenstadt Leidens beinhaltet ganze 88 Brücken und lohnt sich nicht nur für einen Besuch auf dem Wasser. Auch an Land kann man die entspannte Atmosphäre der Studentenstadt erleben.
Auf unserem ca. 1 km langen Weg bis in die eigentliche Innenstadt konnten direkt zwei Brücken, die Churchillbrug und die Rijnzichtbrug passieren. Zwischen diesen beiden Brücken lohnt ein Blick auf die linke Seite. Dort haben nämlich zwei der königlichen Rudervereine Leidens, die RV Njord und die RV Hollandia ihren Sitz. Auf dem weiteren Weg in die Innenstadt kann man die Windmühle „de Put“ schon von weitem sehen. Die Mühle steht symbolisch für die Blütezeit der Stadt im 16. Jahrhundert, denn sie steht am Nordufer, auf welchem das Stadtgebiet nach einem großen Bevölkerungswachstum erweitert wurde. Die Windmühle kann am Ende der Tour noch einmal aus nächster Nähe betrachtet werden. Unsere Tour führt uns nun erstmal vor dem Rembrandtpark rechts in die Witte Singel hinein. Mit Singel sind die Kanäle am Rand des 28 km langen Grachtensystems gemeint, die wie ein Burggraben einmal außen um die Innenstadt herum führen. Insgesamt gibt es sieben Stück. Nach ungefähr 300 Metern und, natürlich, einer weiteren Brücke, stößt man am rechten Ufer auf die Universitätsbibliothek. Dieses Gebäude ist ca. 440 Jahre alt und wird von zwei weiteren Universitätsgebäuden flankiert. Direkt dahinter, diesmal auf der linken Seite, befindet sich der Botanische Garten von Leiden. Dieser ist der älteste Botanische Garten in Westeuropa. Des Weiteren wurde hier auch die Tulpe, die Nationalpflanze der Niederlande, zum ersten mal auf niederländischem Boden gepflanzt, da diese ursprünglich aus Zentralasien stammt. Von der Witte Singel ist er nicht so gut zu sehen, jedoch befindet sich auf Höhe der Bibliothek eine Ausstiegsmöglichkeit, über die man den Garten mit Café und Park schnell erreichen kann. Übrigens auch ein idealer Punkt, um eine kleine Pause einzulegen. Etwas weiter die Witte Singel entlang, also am Ende des Parks, befindet sich dann auch noch die Alte Sternwarte Leiden, die auf der südwestlichen Ecke der Innenstadt steht. Die älteste Universitätssternwarte der Welt wird zwar seit 1974 nicht mehr als Sternwarte genutzt, jedoch finden dort regelmäßig Führungen rund um das Thema Astronomie statt. Als Institut mit führenden niederländischen Wissenschaftlern zog sie auch ausländische Forscher an. So kam auch Albert Einstein mehrfach nach Leiden. Zeitweise war er sogar Professor an der Universität in Leiden. In der Sternwarte steht auch der bekannte Stuhl, auf dem Einstein oft saß, um sich mit seinen niederländischen Kollegen zu unterhalten. Dieser kann während Führungen und während den Öffnungszeiten des Gebäudes besichtig werden und vielleicht kommt dem ein oder anderen Paddler, der sich drauf setzt, auch direkt eine kreative Idee für die nächste SUP-Tour. Auf der anderen Seite des Kanals liegt auf dieser Höhe das erste der „Muurgedichten“. Dies sind an Hauswände gedruckte Gedichte, von denen es über 120 in Leiden gibt. Die meisten der in verschiedenen Sprachen vorliegenden Gedichte befinden sich in der Innenstadt, aber manche von ihnen liegen auch an den Singel-Kanälen. Natürlich kann man aber auch an einem der Anlegestellen aussteigen und dann das gewünschte Gedicht besuchen. Kurz nach der Vreewijkbrug baut sich dann das Erfgoed Leiden en Omstreken (ELO) auf, das nächste der 13 Museen Leidens. Das Gebäude fungiert hauptsächlich als Archiv, Informationen über Archäologie kann man dort aber auch erhalten. Weiter geht es am südlichen Ende der Innenstadt vorbei. Hier wird es dann weitläufiger und grüner. Wenn die Witte Singel in die Zoeterwoudsesingel übergeht, rücken auch die Häuser weiter vom Wasser weg und Grünanlagen am Kanal häufen sich. Außerdem befinden sich zwei weitere Gedichte auf der gegenüberliegenden Seite des Parks Het Plantsoen. Nun geht es weiter in nördlicher Richtung. Nachdem zwei Brücken unterfahren und der Nieuwe Rijn gekreuzt wurden, geht es weiter an vielen Hausbooten vorbei. Dort ist ein gigantischer Gebäudekomplex links vom Zijlsingel nicht zu übersehen. Die alte Mehlfabrik ist ein Symbol der Industriegeschichte Leidens und wird aktuell zu einem Multifunktions-Areal umgebaut. Direkt dahinter liegt eine große Haltestelle und der Ankerpark daneben lädt zum Picknicken oder auch nur zu einer kurzen Pause ein. An der nachfolgenden Kreuzung mit dem Oude Rijn befindet sich links daneben der Hafen für Übernachtungsgäste mit eigenem Boot. Hier in diesem Teil der Innenstadt findet man auch viele Restaurants und Hotels. Unsere Tour führt uns aber weiter geradeaus durch Heren- und Maresingel. Kurz vor dem nächsten Picknickplatz im Huigpark, der auch einen Basketballplatz beinhaltet, ergibt sich auch die Option, links abzubiegen und durch die Innenstadt hindurch zurückzufahren. Wir nutzen diese Option nicht, da wir diesen Teil für den Spätnachmittag eingeplant haben. Mutige Paddler müssen sich nun dem größten Hindernis der Tour stellen, da die Papegaaibrug am Uniper-Werk nicht zu unterqueren ist. Weiter geht es durch den Rijnsburgersingel, wo sich das Gelände wieder öffnet, weil auf der linken Seite der Lammermarkt liegt. Auf dem Platz erhebt sich, nicht zu übersehen, die Windmühle De Valk. Das Monument ist seit 1966, als der letzte Müller starb, außer Betrieb und beinhaltet seitdem ein Museum. Von oben kann man zudem einen tollen Blick auf Leiden erhaschen. Weiter geht die ruhige Fahrt und nach der nächsten Brücke steht diesmal das Museum Volkenkunde zur Schau bereit. Dies ist eines der ältesten ethnologischen Museen der Welt. Das sehr imposante Gebäude bietet, direkt am Rinjsburgersingel gelegen, eine ganze Reihe an Möglichkeiten an. Von Ausstellungen über menschliche Kulturen bis hin zu besonderen Workshops ist hier für jeden das Richtige dabei. Nach einer weiteren Linkskurve erreichen wir dann die letzte Brücke: Die Morspoorbrug und das gleichnamige Tor links daneben bilden eines von noch zwei der ursprünglichen zehn Stadttore Leidens. Hat man auch diese letzte Hürde genommen, so kommt man wieder zur ersten Windmühle De Put, an der man aus nächster Nähe vorbeifahren kann. Danach biegen wir rechts in den Oude Rijn und paddeln zurück zum Ausgangspunkt.
Für die Route durch die historische Innenstadt haben wir uns einen Local Guide gebucht, um auch die kleinen Oasen der Stadt entdecken zu können. Unseren Bericht dazu findet ihr hier