Wenn man im Frühling SUPen will, muss einem klar sein, dass man es mit schlechtem oder, wie man bei uns sagt: usseligem Wetter, zu tun hat. Dagegen helfen nur gute Laune und natürlich die entsprechende Kleidung.

Unsere Anreise nach Gent war etwas feucht, denn es hatte die Tage vorher bereits geregnet und die Stellflächen des Urban Garden waren sehr aufgeweicht. Diese erinnerten teilweise mehr an „Rock am Ring” im Vollregen, denn an einen gut befestigten Campingplatz. Wir hatten das Glück, mit Lars und Roger erfahrene Camper dabei zu haben, welche die Lage glücklicherweise frühzeitig einschätzen konnten. Während Lars einen halbwegs trockenen Stellplatz suchte und den Platz “umbuchte”, rangierte Roger so gut ein, dass wir auf jeden Fall wieder herauskommen würden. Dies war auch sehr vorausschauend, denn einige Besitzer großer Wohnmobile mussten auf einen Abschleppdienst zurückgreifen und dabei tief in die Tasche greifen.

Nachdem wir uns halbwegs trocken eingerichtet hatten, begrüßten uns die ersten Mit-Paddler, die bereits am Vortag eingereist waren. Die anderen trudelten nach und nach ein, bauten auf oder bezogen ihre “Lodges”, welche später zum trockenen Treffpunkt werden sollten.

Während Roger und Lars die letzten Einkäufe tätigten (ACHTUNG: In der Umweltzone Gent muss man sich im Vorfeld (24h) kostenlos registrieren, sonst wird es sehr teuer = 150€), schmiss Doris den Outdoor-Gasherd an und bereitete ihre Überraschung vor: Es gab leckere Reibekuchen. Von starken Windböen gefordert kämpfte Doris mit den Umständen und zauberte dabei ein leckeres Aroma über den gesamten Campingplatz. Nur dem Regen sei Dank, dass wir nicht geplündert wurden.

Parallel dazu konnten wir bereits unser Material für den nächsten Morgen vorbereiten und die Boards aufpumpen. Bei diesem Wetter ein gutes Workout zum Aufwärmen.

Als abends fast alle angereist waren, gab es ein Treffen in “Gaby´s Hütte”. Hier lernte man sich bei einem Bier, Gin Tonic oder Bratwurst kennen oder feierte ein Wiedersehen. Auch wurde die Tour für den nächsten Tag besprochen und man verlegte die finale Entscheidung auf den nächsten Morgen, denn es sollte erstmal regnen und auch starke Böen waren angesagt.  Da wir fast nur erfahren Paddler dabeihatten, waren alle bestens ausgestattet.

Am nächsten Morgen regnete es immer noch und der geplante Einstieg an der Wassersportstrecke war nicht wirklich nutzbar, da das Gras eher einem Sumpf glich. Unsere zweite Einstiegsoption erwies sich als weitaus komfortabler, obwohl wir wussten, dass wir hier definitiv um tragen mussten.

Anmerkung: An der Wassersportstrecke darf man kostenlos parken und ein ebenfalls kostenloser Shuttlebus fährt alle 30 Minuten in die Innenstadt und auch wieder zurück!

Nach der Erkundung des Areals und der Einstiegsmöglichkeiten am Morgen entschieden wir uns für eine Tour zum frühen Nachmittag, wo uns ein regenfreies Fenster angezeigt wurde. Der Einstieg in der Sport-Arena der Stadt Gent war sowohl mit Rampe als auch Stufe machbar und alle fanden den für sie komfortabelsten Weg aufs Wasser.

Als Erstes fuhren wir über den kleinen See, der uns an den Stränden und verschiedenen Freizeitmöglichkeiten vorbeiführte. Am Ende des Sees mussten wir zum ersten Mal um tragen. Ein- und Ausstieg waren auch für Anfänger leicht zu händeln, die knapp 100 m Strecke waren besonders für die, welche viel Gepäck dabeihatten, eine kleine Herausforderung. Aber man lernt dazu und jeder Umstieg wurde routinierter.

Danach begaben wir uns in das umfangreiche Grachtensystem der wunderschönen Stadt Gent. Was uns direkt von Anfang an begeisterte, war die abwechslungsreiche Architektur und der Mix von alten und neuen Gebäuden. Reiner und Lars kamen aus dem Träumen gar nicht mehr heraus und auch die anderen zückten regelmäßig Handys und Kameras zum Festhalten der Impressionen. Der Regen ließ etwas nach, aber der Wind peitschte immer wieder in Böen durch die Schluchten und zerrte an unseren Kräften.

Je näher wir der Innenstadt kamen, desto abwechslungsreicher wurde die Architektur. Die Blicke in die rückwärtigen Gärten der teils wunderschönen Grundstücke gaben immer wieder viele Anregungen zum Träumen. Auch gab es hier und da Möglichkeiten für Pausen. Eine Stelle in der Innenstadt war besonders ideal, denn ein Café lag direkt an einer guten Ausstiegsmöglichkeit. So gingen die Ersten heißen Kaffee und Kakao besorgen, während die anderen sich ausruhten und auf das Material aufpassten. Unser Weg führte uns immer weiter, bis wir vor eine Staustufe mit Umstieg kamen. Diese Stufe war definitiv sehr viel höher als die meisten anderen und man musste schon fit sein, um dort ohne Stress hochklettern zu können. Aber im Teamwork hat das Umsetzen wunderbar funktioniert und alle kamen sicher ans andere Ufer.

Learning für uns: Noch genauer schauen und bei der Vorplanung mehr ins Detail gehen. Man musste bei Google Maps schon sehr stark heranzoomen, um diese Stelle im Vorfeld mit der Herausforderung definieren zu können. Aber auch für uns war es die erste Tour in Gent und kleine Herausforderungen gehören bei einer persönlichen Erst-Befahrung dazu, was wir auch am nächsten Tag mehrfach merken würden. Als besonderes Erlebnis an diesem Tag wird allen Teilnehmern sicherlich die Fahrt durch das kleine Tunnelsystem in Erinnerung bleiben, was für alle sehr beeindruckend war.

Auf dem Rückweg trafen wir sowohl Kanuten als auch Ruderer, welche ebenfalls durch die Grachten fuhren.

Als wir am Ende unserer Tour zum frühen Abend alle kaputt, aber glücklich wieder am Campingplatz angekommen waren, machten sich alle frisch.  Während sich ein Teil sich in „Gaby´s Lodge” einfand, pilgerte die andere Hälfte mit dem kostenlosen Shuttle-Bus in die Innenstadt und machte eine kleine Sightseeing-Tour. Diese war durch den Regen im Vorfeld ausgefallen und so konnte man nun die tolle Atmosphäre der Innenstadt bei Nacht aufnehmen. Alle Gebäude waren illuminiert und es war einfach nur beeindruckend. Irgendwann fand man sich bei einem sehr empfehlenswerten Thailänder (https://www.pitaya-gent.be) ein und ließ den Abend mit gutem Essen und netten Gesprächen ausklingen. Nach der Rückkehr mit dem letzten Shuttle um Mitternacht gab es noch einen kleinen Absacker und dann ging es ab ins Bett, wo (angeblich) um die Wette geschnarcht wurde.

 

Am zweiten Tag teilte sich die Gruppe: Die eine Gruppe wollte gerne die längere Strecke paddeln und startete entsprechend früh. Die andere Gruppe wollte nach dem anstrengenden Vortag lieber etwas später starten und plante mit einer etwas kürzeren Strecke.

Das Wetter hatte sich stark verbessert und obwohl es noch etwas windig war, blieb es trocken. Dies sorgte bereits im Vorfeld für gute Laune. An diesem Morgen hatten wir auch noch Verstärkung mit Hund dabei. Wir starteten wieder am Einstieg Sportareal und fuhren gemütlich bis zum ersten Umstieg, welchen wir ja schon vom Vortag kannten. Diesmal nahmen wir jedoch den direkten Weg Richtung Innenstadt, für welchen wir die Regattastrecke kreuzen mussten. Diese war an einem Sonntagmorgen stark frequentiert und wir bekamen schon weit vorher klare Ansagen der jeweiligen Trainer, dass wir vorsichtig und vorausschauend fahren sollen. Da Ruderer in der Regel rückwärtsfahren, sehen diese natürlich nicht immer, was da auf ihrer Bahn paddelt. Diese Themen sind uns absolut bewusst und wir achten immer explizit darauf, vorausschauend zu fahren, damit einem gemeinsamen Erlebnis aller Beteiligten auf dem Wasser nichts entgegensteht. Wir wollen schließlich alle das Gleiche: Spaß auf dem Wasser haben!

Nachdem wir die Regattastrecke passiert hatten, fuhren wir auf dem Kanal Richtung Innenstadt. Nach einem knappen Kilometer kam die erste Überraschung: Eine Baustelle mitten auf dem Wasser, welche man im Vorfeld bei den Recherchen nicht ersehen konnte. Nun haben Baustellen auf dem Wasser die Angewohnheit, dass man sich um Ein- und Ausstiege für Wassersportler keine Gedanken macht. Aufgrund der vielen Städtetouren hatten wir schon ein wenig Erfahrungen mit solchen Situationen. Gemeinsam, mit besonderer Unterstützung von Roger, war es absolut unkompliziert, aber natürlich auch ein wenig Tricky. Hier zeigte sich bei den erfahreneren Teilnehmern, dass weniger und vor allem praktisches Gepäck ein Vorteil beim Umtragen ist, denn die Strecken können auch schon einmal mehrere hundert Meter lang sein. Auch sind in Innenstädten allzu lange Boards nicht zu empfehlen. Man ist zwar etwas langsamer, jedoch wiegt der Vorteil beim Umtragen durch geringeres Gewicht sowie in engen Passagen diesen nicht wirklichen Nachteil auf. Schließlich wollen wir Eindrücke in der Gemeinschaft genießen und nicht rasen.

Auf unserem Weg in die Innenstadt fuhren wir einen Bogen über die nördlichen Grachten. Diese waren im ersten Teil optisch interessant, da wir an vielen Hausbooten vorbeifuhren und man hier immer wieder auf neue inspirierende Ideen kam. Jeder aus unserer Gruppe fand „sein Hausboot, wo er oder sie sofort eingezogen wäre“. Gerade auf den längeren und sehr geraden Passagen zerrten starke Böen immer wieder an unseren Kräften. Auf dem zweiten Teil, kurz vor der Innenstadt, nahmen die Böen zwar nicht ab, jedoch änderte sich das Umgebungsbild sehr stark. Wir passierten den Arbeitshafen und gelangten in den Bereich der „Alten Docks“, welcher gerade kulturell und auch in Sachen Freizeitangebote attraktiv ausgebaut wird: Gastronomien auf dem Wasser und am Ufer, Hotels, Parks, Basketball- und Skateboard Anlagen in luftigen Höhen und vieles mehr. Allein für diesen Bereich lohnt es sich aus unserer Sicht, zu einem späteren Zeitpunkt nochmal nach Gent zu kommen. Wir sind hier absolut neugierig auf diese wundervolle Stadt geworden!

Nachdem wir diesen doch eher urban-industriellen Bereich hinter uns gelassen haben, kamen wir nach der nächsten Kurve buchstäblich in den Innenstadtbereich von Gent. Mit einem Schlag wurde der Verkehr auf dem Wasser deutlich stärker, denn sowohl private als auch touristische Boote sorgten dafür, dass der Platz auf dem Wasser etwas enger wurde. Ab hier hieß es dann definitiv vorausschauend fahren. Die Mischung aus Sightseeing, auf den Verkehr achten und mit den doch immer wieder auftretenden Böen kämpfend machten diesen Bereich an dem Tag für unerfahrenere Paddler schon etwas anspruchsvoller.

Wir näherten und nun dem historischen Teil der Stadt, welchen wir am Vorabend ja noch bei Nacht genossen hatten. Einfach faszinierend, denn vom Wasser aus kann man die Geschichte der Stadt und der Gebäude noch viel besser spüre, finden zumindest wir!

Im historischen Innenstadtbereich suchten wir eine passende Anlegestelle, denn alle hatten Hunger. Wir legten über eine kleine Treppe an und nachdem wir unsere Boards aus dem Wasser geholt hatten, holte ein Teil der Gruppe für alle echte belgische Fritten. Diese sollen ja die besten Fritten (nicht Pommes!) der Welt sein. Schließlich wurden diese auch in Belgien erfunden. Was sollen wir sagen: Sie waren wirklich sehr lecker.

Fritten am Wasser in historischem Ambiente genießen ist schon definitiv etwas Besonderes, oder was meint ihr?

Frisch gestärkt ging es auf den Rückweg zum Campingplatz. Aufgrund der Baustelle auf dem Hinweg nahmen wir das letzte Teilstück der Route vom letzten Tag. Hier gab es keine Hindernisse und wir konnten, bis auf den Umstieg an „unserem See“, ganz entspannt zurück zum Campingplatz paddeln.

Da es den ganzen Tag nicht geregnet hatte, war unser Equipment nach unserer Anruft bereits getrocknet. Wir konnten nun ganz entspannt sowohl unsere SUP Boards als auch unsere Campingausrüstung säubern und entspannt einpacken. Mittlerweile war auch die Spätaufsteher-Gruppe wieder am Campingplatz eingetroffen. Wir hatten deren Boards, jedoch nicht das Team, einmal kurz im Vorbeifahren in Parkstellung gesehen.

Gemeinsam half man sich noch beim Einpacken, Zelt abbauen und Ausparken von dem immer noch sehr weichen, matschigen Boden, bevor alle wieder nach Hause in die unterschiedlichen Ecken NRWs fuhren

Das Motto der Tour „Alles kann, nichts muss“ hat sich wieder einmal bewährt, denn an den zwei Tagen mit langen und kurzen Touren, mit Wind, Umstiegen und Geselligkeit ist jeder auf seine Kosten gekommen.

Sicherlich hätten wir uns alle viel besseres Wetter gewünscht, jedoch haben Touren im Frühjahr auch so einen besonderen Charme – wir sind fast die einzigen auf dem Wasser, was definitiv unbezahlbar ist.

 

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