Mystisch und atemberaubend… anders kann man den ersten Eindruck nicht beschreiben, als wir an unserem Ausgangspunkt in Bergheim angekommen sind. Über der Erft lag Nebel und die Sonne schien. Eine faszinierende Atmosphäre, die man in unserer Region selten so schön erlebt.

Somit war die Vorfreude riesig. Doch vor Ausladen und Aufpumpen hieß es erstmal ein Auto zum Zielpunkt shutteln. Wir waren in diesem Falle nur zu zweit und so mussten wir die Vorbereitungen auf später verlegen. Das Shutteln ging, dank guter Angaben im SUP Guide Nordrhein-Westfalen vom Thomas Kettler Verlag, sehr einfach. Ein Parkplatz in der Nähe des Ausstiegs wurde schnell gefunden und ein Auto mit Ersatzkleidung und kleinen Belohnungs-Snacks dort positioniert.

Wieder am Ausgangspunkt angekommen rollten wir unsere iSUPs aus und fingen an zu pumpen. Nach gut 15 Minuten war alles vorbereitet, die Pumpen verstaut und über eine kleine Stufe ging es ab aufs „neblige“ Wasser.

Apropos Wasser: durch die Zuführung von aufgeheiztem Sümpfungwasser durch den Tagebau hat die Erft auch im Winter sehr angenehme Temperaturen!

Auf dem Wasser stehend, ließen wir uns erstmal mit der leichten Strömung durch den Nebel treiben und genossen diese früh-morgendliche, mystische Atmosphäre. Natürlich immer mit einem Auge auf die Ufervegetation und die Wassertiefe. Je weiter wir auf unserer knapp 18 Kilometer langen Strecke kamen, desto mehr lichtete sich der Nebel und wir konnten entspannt aber vorrausschauend fahren.

Die vielen, teils sehr imposanten Brücken, knapp 30 bis Grevenbroich, konnten wir alle im Stehen durchfahren. An der ein oder anderen Brücke mussten wir jedoch die Köpfe einziehen und auch die Paddel tief halten.

Den Rest machte in der Regel auch die leichte Strömung. Wie auch im SUP-Guide erwähnt, sollte man Flussfinnen nutzen, da man hier und da aufsetzen könnte. Wir hatten dies leider ignorieren müssen, da ich den Inbus für unsere Intalfins-Klappfinen vergessen hatte. Somit fuhren wir mit unseren normalen Touring-Finnen los, was uns später noch eine kleine Überraschung bescheren würde.

Aber so weit waren wir noch nicht und genossen somit die faszinierende, immer noch grüne Natur vorbei an Bedburg, wo wir auf das erste richtige Wehr trafen. Ein Stahlseil mit Hinweisschild zeigte früh und deutlich den Ausstieg an. Hierbei galt es natürlich auch gegen die Strömung anzulegen, um entspannt aus und umsteigen zu können. Die paar Meter bis zum Einstieg kann man ganz entspannt umtragen. Wie im SUP-Guide beschrieben, folgen hier zwei Brücken mit einer kleinen Schwallstrecke, die nicht umtragen werden kann. Hier zeigte sich dann, dass unsere Flussfinnen die bessere Wahl gewesen wären. Zwar knieend, aber sehr ruckelig überwanden wir die paar Meter. Natürlich hatte die Finne hier und da leichten Bodenkontakt und glücklicherweise (unser erster Blick beim nächsten Umtragen) blieben diese unversehrt. Gute Qualität zahlt sich eben aus. Dennoch ist der entsprechende Inbus seither an der Finne befestigt damit uns das bei den nächsten Touren nicht nochmal passiert.

Wir glitten weiter mit der Strömung, die je nach Flußbreite, Wassertiefe und Renaturierungsabschnitt, mal stärker oder schwächer war. Die Landschaft ist hier einfach traumhaft und wir zählten bis zum Ende unserer Tour 23 Fischreiher, die am Flußufer auf ihre Beute warteten.

Auch vor dem nächsten Wehr gab es wieder frühzeitig die obligatorische Warnung mit Stahlseil und Schild. Hier sollte man definitiv langsam fahren, den Kopf einziehend oder das Seil mit dem Paddel anheben. Bei uns haben beide Varianten funktioniert. Der Ausstieg war absolut unkompliziert, die Strecke zum Einstieg betrug knappe 100m mit einer Straßenüberquerung. Hier sollten alle SUPer immer daran denken, dass auch Fahrradfahrer zum Straßenverkehr gehören und, dass unsere Boards schon eine gewissen Länge haben, die man manchmal vergessen kann.

Der Einstieg entpuppte sich dann doch als etwas komplizierter. Man musste zuerst eine steile Wiesenböschung herabsteigen. Die feuchte Wiese war sehr rutschig und mit einem Touringboard inkl. Drybag war das schon eine Herausforderung, wenn man das gute Stück nicht über die Wiese schleifen wollte. Personen mit wenig Kraft in den Armen werden hier definitiv eine kleine Herausforderung haben. Unten angekommen war alles wieder ganz unkompliziert und mit der Paddelbrücke auch eine sichere Sache.

Weiter ging es durch die herrliche Natur. Durch Renaturierung sind zahlreiche Inseln entstanden um die herum diverse Wasservögel gemütlich dahin schwammen. Immer den Wasservögeln und dem nahen Ufer ausweichend genossen wir die wunderbare Atmosphäre.

Nach gefühlt endloser Ruhe in der Natur zeigte die Zivilisation immer mehr ihre Ausläufer. Hochspannungsleitungen, Transportbänder und somit alle möglichen Ausläufer des Kohlekraftwerks Frimmersdorf prägten immer mehr das Bild unserer Tour. Und genau das war, neben der Natur, unser Ziel, denn gerade der charmante, industrielle Charme dieser Anlagen machte diese Tour zu einer Besonderen.

An der Gustofer Mühle durften wir nochmal umtragen. Hier war zwar der Ausstieg wieder sehr gut ausgeschildert, jedoch nicht ganz so entspannt wie die Vorherigen. Es galt, eine sehr große Stufe zu überwinden, ohne das Board über die Steine im flachen Uferbereich zu scheuern. In unserem Fall lagen neben dem Einstieg nur flache, nicht befestigte Steine am Ufer, so dass wir den Ausstieg in Teamarbeit bewältigen konnten. Dies erschien uns sicherer und war tatsächlich auch die unkomplizierteste Lösung.

Auf dem letzten Stück bis zu unserem Ziel in Grevenbroich wurden wir immer wieder von Joggern und Radfahrern begleitet, die nun zur Mittagszeit auch ihre Runden drehten. Am Ziel angekommen verließen wir die Erft unter der Eisenbahnbrücke auf der rechten Seite, wo wir nur knapp 150m zum Auto hatten.

Auf der Rückfahrt zum Ausgangspunkt war uns sofort klar, dass wir diese Tour wiederholen wollen – im Frühjahr sieht schließlich alles anders aus und mit ein wenig Betreuung ist diese Tour auch für Anfänger geeignet, sei es nur um Ein- und Ausstiege zu lernen.

Nachdem sowohl Boards als auch Zubehör in den Autos am Ausgangspunkt verstaut waren, gönnten wir uns noch eine kleine Stärkung in der Zievericher Mühle? Kaffee und Kuchen waren gut, das Preis-Leistungs-Verhältnis war der Lage angemessen, jedoch dürfte an der Freundlichkeit noch etwas optimiert werden. Wir werden sicherlich nochmal vorbeischauen und dem Team hier eine zweite Chance geben.

Wir freuen uns bereits auf die nächsten Winter-Touren. In diesem Jahr werden wir die Niers am Niederrhein in mehreren Etappen entdecken.

 

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